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Heinrich Schütz wurde1585 in Köstritz geboren. Im Alter von 14 Jahren wurde sein musikalisches Talent vom Landgraf Moritz von Hessen-Kassel entdeckt, mit dessen Förderung er nach einer Ausbildung zum Sängerknaben Jura in Marburg studieren konnte. Gleichzeitig erlernte er das Orgelspiel und die Komposition. Von 1609 bis 1612 trat Schütz eine dreijährige Studienreise nach Venedig an. Als er 1613 zurückkehrte, wurde an den Hof des Land-grafen von Hessen und wenig später des sächsischen Kurfürsten berufen. 1615 ging Schütz nach Dresden zur damals in Deutschland führenden Hofkapelle, wo er ab 1619 die Stelle eines Kapellmeisters erhielt – eine Funktion, die er bis zu seinem Lebensende innehatte. Dabei hatte Schütz die Oberaufsicht über die Hofkapelle, die aus Sängern und Instrumentalisten bestand, und war für geistliche wie weltliche Musik zuständig.Heinrich Schütz war mehrere Jahre lang in Kopenhagen als dänischer Oberkapellmeister tätig, außerdem arbeitete er als musikalischer Ratgeber der Fürstenhöfe in Hannover, Wolfenbüttel, Gera, Weimar und Zeitz. Seine Publikationstätigkeit erreichte Ende der 1640er Jahre ihren Höhepunkt. Den Lebensabend verbrachte Schütz in Weißenfels, dem Ort seiner Kindheit. Schütz starb im hohen Alter von 87 Jahren in Dresden und wurde dort in der alten Frauenkirche beigesetzt.Heinrich Schütz gilt als der bedeutendste deutsche Komponist des Früh-barocks, er führte den neuen, aus Italien stammenden konzertierenden Stil mit Generalbass in Deutschland ein und vereinigte ihn mit der deutschen Bibelprosa. Daneben hat Schütz auch noch den älteren general-basslosen Stil gepflegt, was sich nicht nur in seinen Madrigalen, sondern auch in den Motetten der Cantiones sacrae ebenso wie bei der Geistlichen Chormusik zeigt. Gerade die Verschmelzung beider Stile, die Arbeit mit Elementen des Konzerts ebenso wie mit solchen aus Motette und Madrigal, dabei der virtuose Umgang mit Vokalstimmen und Instrumenten sowie die variable Handhabung unterschiedlichster Besetzungen (vom einstimmigen kleinen Konzert bis zu mehrchörigen klangvollen Werken) zählen zu den besonderen Leistungen des Komponisten, die schon seine Zeitgenossen anerkannten.
Markus Pfandler, geboren 1979 in Zwettl, studierte Katholische Kirchen-musik und Gesangspädagogik an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien. Seit 2004 wirk er als Lehrer beim Sommerorgelkurs des Kirchenmusikreferartes der Diözese St. Pölten in Traunstein/NÖ, seit 2005 ist er künstlerischer Leiter der Altenburger Sängerknaben und Stiftskapellmeister von Altenburg. Er ist als Komponist, Organist, Pädagoge und als Chorleiter des Kammerchores „StudioVocaleWien“ tätig.



Klangbeispiele:

J.S. Bach - Wachet auf, ruft und die Stimme

Programm


Kuenstler

Der Chor KAMMERToN wurde 2004 von Florian Schwarz gegründet. Das Repertoire von KAMMERToN umfasst ein breites Spektrum, von Bach bis Flamenco, von Barock bis in die Moderne. Dabei zeichnen sich die Produktionen neben der musikalischen Qualität auch durch innovative Arrangements aus: So kam etwa 2005 die spanische „Misa Flamenca“ mit Gitarren, Cajon und Flamenco-Tanz zur Aufführung. 2006 wurde erstmals ein Programm mit Songs der Rockgruppe Queen in „unplugged“-Arrangements gemeinsam mit dem Celloquartett Tiefklang und Soul-Sängerin Tini Kainrath aufgeführt – ein Programm, das aufgrund des großen Erfolges 2010 im Metropol mit dem Streichquartett String Fizz wiederholt wurde. 2006 und 2007 wirkte KAMMERToN unter der Leitung von Anastasios Strikos bei Aufführungen von Werken von Manos Hadjidakis und Mikis Theodorakis im Rahmen „Griechischen Herbstes“ in Wien mit. 2007 und 2008 gestaltete KAMMERToN gemeinsam mit dem Cantus Novus und dem Akademischen Symphonie Orchester Wien unter Leitung von Azis Sadikovic zwei Händel-Oratorien („Israel in Ägypten“ und „Messias“) mit Frank Hoffmann bzw. Detlev Eckstein als Sprecher. Anfang 2010 wirkte KAMMERToN bei einem Konzert des kurdischen Sängers Sivan Perwer – instrumentiert von kurdischen Musi-kern sowie dem Wiener Ensemble WienKlang – im Konzerthaus mit. Seit 2009 wird der Chor abwechselnd von Florian Schwarz und Ricardo Luna geleitet.

Ricardo Luna wurde in Buenos Aires geboren und absolvierte dort an der argentinischen katholischen Universität die Fächer Komposition, Chor- und Orchesterdirigieren (Mag. art.). Er nahm an Meisterkursen in Argentinien und Europa teil, u.a. bei Kurt Masur. Seit 2000 lebt er in Wien, wo er an der Universität für Musik und darstellende Kunst ein postgraduales Studium für Dirigieren und Komposition absolvierte. Als Dirigent leitete er u.a. Konzerte in den bedeutendsten Konzertsälen Österreichs und Argentiniens (Wiener Musikverein, Wiener Konzerthaus, Teatro Colon Buenos Aires) gemeinsam mit dem Wiener Concert-Verein, dem Symphonieorchester der Wiener Volksoper, dem Ensemble Prisma Wien, dem Savaria Symphony Orchestra (Ungarn). Im August 2005 überreichte das Instituto Universal de las Naciones Ricardo Luna in Buenos Aires den Titel der „Nobleza Meritocratica“ und die Auszeichnung „Estrella Académica Universal“, um seine Verdienste als kultureller Botschafter Argentiniens zu würdigen. 2006 wurde er zum künstlerischen Leiter des Wiener Madrigalchores bestellt, mit dem er u.a. 2008 im Goldenen Saal des Wiener Musikvereins die zwei größten Chor-Orchesterwerke Anton Bruckners – Te Deum und Große Messe Nr. 3 – aufführte, dabei trat er mit international renommierten KünstlerInnen wie Bernarda Fink und Ildikó Raimondi auf. Seit 2009 leitet Ricardo Luna projektweise den Chor Kammerton (u.a. Einstudierung von Mendelssohns „Elias“ im Wiener Musikverein und Leitung von Faurés „Requiem“ in der Hofburgkapelle). Im selben Jahr gründete er das Ensemble Armonia Vocale Wien, ein professionelles Vokalensemble mit Schwerpunkt in der geistlichen Musik a cappella. Als Komponist schrieb er zahlreiche Werke und vollendete 2009 die Grande Messe „Saint Michel“, deren Uraufführung in Vorbereitung ist.  www.ricardo-luna.net

Der gemischte Chor Cantus Novus Wien wurde 1990 von Ingrun Fußenegger gegründet und setzt sich aus engagierten Sängerinnen und Sängern zusammen, die großteils durch ihre Ausbildung am Wiener Diöze-sankonservatorium für Kirchenmusik zusammenfinden. Das gemeinsame Ziel ist es, Chormusik verschiedener Epochen und Stilrichtungen auf hohem künstlerischen Niveau zur Aufführung zu bringen. Seit 2001 wird der Cantus Novus Wien von Mag. Thomas Holmes geleitet. 2007 und 2008 gestaltete der Cantus Novus Wien gemeinsam mit dem Chor Kammerton und dem Akade-mischen Symphonie Orchester Wien die zwei Händel Oratorien Israel in Ägypten und Messias mit Frank Hoffmann und Detlev Eckstein als Sprecher. Besonders prägend für den Chor ist das Erarbeiten von zeitgenössischen Werken der Kirchenmusik. Dazu zählen Uraufführungen österreichischer Komponisten wie Wolfgang Sauseng, Ruth McGuire, Karl Bernardin Kropf, Wolfgang Reisinger und Markus Pfandler. Im Dezember 2009 wirkte der Cantus Novus Wien bei der Lucia-Feier der österreichisch-schwedischen Gesellschaft mit, im Frühjahr 2010 bei einer Gala für Birgit Nilsson im Schlosstheater Schönbrunn. Musikalische Kooperationen gibt es auch mit dem Ensemble Koinonia unter der Leitung von Hans Hausreither, mit Auf-tritten im Musikverein und Konzerthaus. Auch die musikalische Gestaltung von Gottesdiensten ist dem Chor ein Anliegen. Anfang Oktober 2010 feierte der Chor das Geburtstagsfest zu seinem 20-jährigen Bestehen.

Thomas Holmes leitet den Cantus Novus Wien seit 2001. Er lernte frühzeitig Geige und bekam als Mitglied der Wiener Sängerknaben ersten Klavierunterricht. Er studierte Kirchenmusik (Chorleitung bei Erwin Ortner, Orgel bei Hans Haselböck und Alfred Halbartschlager) sowie Musik-erziehung, dazu war er Sänger im Arnold Schönberg Chor und Organist. Von 1994 bis 2005 wirkte Thomas Holmes als künstlerischer Leiter der Choral-schola der Wiener Hofburgkapelle. Unterrichtstätigkeit am Diözesankonser-vatorium für Kirchenmusik, an der Universität Wien und am Landstraßer Gymnasium. Er ist Referent für Chorleitung und Gregorianik sowie Gestalter von Radiosendungen. Seine Tätigkeit als Pianist, Keyboarder und Arrangeur in den Bereichen Jazz und Pop runden seine vielseitige künstlerische Tätigkeit ab.

Kinga Földényi, Organistin, wurde in Budapest geboren. Ihre musika-lische Ausbildung erhielt sie zuerst in Ungarn am Konservatorium Hl. Stefan, dann studierte sie Katholische Kirchenmusik und Konzertfach Orgel an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien. Sie kann bereits auf eine rege Konzerttätigkeit in Ungarn, Deutschland und Österreich verweisen. Derzeit ist sie Organistin in St. Paul (Wien-Döbling) sowie an mehreren bedeutenden Kirchen der Wiener Innenstadt.

Lavinia Dames, Sopran, wurde 1990 in Göttingen geboren und erhielt ihren ersten Gesangsunterricht bereits im Alter von elf Jahren. 2006 setzte sie ihre Ausbildung bei Prof. Gerhard Faulstich an der Musikhochschule Hannover fort. Dort war sie von 2007 bis 2010 Studentin des Instituts der Frühförderung musikalisch Hochbegabter (IFF) der Hochschule für Musik und Theater. Seit heuer studiert sie Sologesang in der Klasse von Prof. Gabriele Lechner an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien. Die junge Sopranistin erlangte mehrere Preise im Bundeswettbewerb „Jugend musiziert“, unter anderem 2008 und 2009 den ersten Preis in der Kategorie Sologesang und Duo-Kunstlied. Sie nahm zwei Mal an der Detmolder Sommerakademie bei Prof. Ritterbusch und Prof. Vogel teil sowie an Kursen für Gesang und Szene und Meisterkursen u.a. von Kammersängerin Catarina Ligendza, Prof. Rudolf Piernay und Prof. Wolfgang Brendel im Rahmen der Junge-Musiker-Stiftung in Bayreuth. 2009 Jahr erhielt Lavinia beim „Cantilena Gesangswettbewerb“ in Bayreuth als Finalistin und jüngste Teilnehmerin einen Förderpreis. Seit 2010 ist sie Sopran-Solistin bei Armonia Vocale Wien.

Jolene McCleland, Mezzosopran, stammt aus Südafrika und studierte zunächst Gesang an der Universität von Stellenbosch, Südafrika sowie in weiterer Folge studierte sie Oper und Sologesang bei Colleen Rae Holmes am Konservatorium der Stadt Wien. Sie ist Preisträgerin des internationalen Wettbewerbes "Klassik-Mania" und des "Nico Dostal Gesangswettbewerbs" in Wien. Bereits in Südafrika war Jolene McCleland in zahlreichen Produktionen zu hören. Es folgten Produktionen im Theater Akzent in Wien und im Stadttheater Baden, bevor sie mit der Musikwerkstatt Wien in der Europäischen Uraufführung von Tsippi Fleischers Oper "Cain and Abel" auf sich aufmerksam machte. 2006 wurde sie an die Volksoper Wien als Cherubino (Cover) engagiert, eine Rolle, die sie auch auf einer Tournee durch Japan sang. Auch im Bereich der Kirchenmusik ist Jolene McCleland sehr aktiv, und sang u.a. Mozarts "Krönungsmesse" im Stephansdom und Mozarts "Requiem" in der Karlskirche. Im Januar 2010 debütiert sie mit dem Schubertbund im Goldenen Saal des Wiener Musikvereins.

Der aus Taipei (Taiwan) stammende Tenor Stephan Su wuchs ab seinem elften Lebensjahr in Österreich auf. Bereits als Jugendlicher wurde er bei Musikwettbewerben wie den „Prima la Musica“ ausgezeichnet. Als Mitglied verschiedener Chöre und Ensembles, unter anderem des Wiener Kammer-chors und des Arnold Schoenberg Chors, übernahm er ebenso solistische Aufgaben. Die Pflege der geistlichen Musik hatte für den Sänger stets einen besonderen Stellenwert. Seit 2009 ist er Solo-Tenor von Armonia Vocale Wien und wirkt regelmäßig bei Kirchenkonzerten und Hochämtern mit. Seine Gesangs-Ausbildung vertiefte er bei Anita Evanzin und Sead Buljubasic. Beruflich ist er nach Abschluss des Doktoratstudiums Chemie als Projektleiter im industriellen Bereich tätig.

Guy Putz, Bariton, ist in Luxemburg geboren. Seine musikalische Aus-bildung begann im Alter von acht Jahren mit Klavier- und Gesangsunterricht an der Musikschule seiner Heimatstadt Wiltz. Nach der Matura zog er wegen seines Architekturstudiums nach Paris, welches er 2003 in Wien abschloss. Hier drückte sich seine wachsende Leidenschaft zur Musik zunächst in der langjährigen Mitgliedschaft im Vokalensemble Vienna Vocal Consort aus. Nach einer Ausbildung für Sologesang bei Prof. Tina Staudacher studierte er an der Wiener Universität für Musik und darstellende Kunst bei Prof. Lukasovsky und in der Opernklasse von Prof. Orlowsky und Prof. Theimer. Der Bariton ist regelmäßig bei Konzerten und Liederabenden in Luxemburg, Frankreich und Österreich zu hören. 2005 gab er sein Debüt auf der Opernbühne in der Rolle des Königs in Carl Orffs Die Kluge. Unter anderem sang er noch die Titelpartie in P.I. Tschaikowskys Eugen Onegin und zuletzt den Dr. Falke in J. Strauß’ Die Fledermaus bei einer Tournee durch Japan.

Das seit Anfang 2007 bestehende Wiener Posaunen Consort setzt sich zum Ziel, originale Literatur für Posaunen aus allen Epochen zu pflegen. Renaissance-Tänze (auch mit Schlagwerk) stehen dabei genauso auf dem Programm wie das klassische Repertoire, Volksmusik oder Jazz. Die Mitglieder sind in verschiedenen renommierten Orchestern beheimatet (z.B. Wiener Akademie, L’Arpa Festante München, L’Orfeo Barockorchester, Orchester 1756). Die verwendeten Posaunen sind entweder Originale oder Nachbauten aus dem frühen 17. Jahrhundert.

Das Streicher-Ensemble setzt sich aus jungen Musikerinnen und Musikern aus ganz Europa (Warschau, Moskau, London) zusammen. Die Mitwirkenden treten sowohl solistisch als auch in unterschiedlichen Barock-Ensembles auf. So leitet etwa Jolanta Sosnowska das Ensemble „Cambiata Wien“, während Ekaterina Shtykaleva-Katanova Mitbegründerin des Ensembles „Verdammt! Barock“ ist.


VORWORT

Sehr geehrtes Publikum!
Es freut uns, Sie bei unserem Adventkonzert in der Michaelerkirche begrüßen zu dürfen, bei dem Sie Chormusik sowie Vokal- und Instrumentalwerke in einer außergewöhnlichen Programm-Zusammenstellung erwarten. Die Magnificat-Vertonungen von Heinrich Schütz – der Schwerpunkt dieses Programmes – werden nicht in chronologischer Abfolge, sondern wie ein „Besetzungs-Crescendo“ aufgeführt: zuerst Meine Seele erhebt den Herren für Solo-Sopran und Instrumentalisten (SWV 344), gefolgt von der Vertonung für vierstimmigen Chor (SWV 426) sowie jener für Doppelchor (SWV 494). Den Abschluss bildet das strahlende Magnificat anima mea Dominum für Favorit-Chor (Vokal-Quartett), zwei Capell-Chöre, Posaunen und Continuo (SWV 468). Diese Werke werden von kurzen Instrumentalstücken auf Original-Instrumenten umrahmt, darunter Werke anderer Barock-Komponisten wie Samuel Scheidt, Georg Daniel Speer und Georg Philipp Telemann.
Neben den Werken des Früh-Barocks steht auch eine Uraufführung auf dem Programm: das Vater Unser, für Chor a cappella, des zeitgenössischen österreichischen Komponisten Markus Pfandler.
Mit den Worten „Magnificat anima mea Dominum“ („Meine Seele preist den Herrn“) beginnt der psalmartige Lobgesang Marias in lateinischer Sprache, mit dem sie – nach der Ankündigung der Geburt Jesu durch den Engel Gabriel – zu Besuch bei ihrer Base Elisabeth auf deren prophetischen Willkommensgruß antwortet. Maria preist Gott als den, der sich ihr und allen Geringen, Machtlosen und Hungernden zuwendet, um sie aufzurichten, dagegen die Mächtigen, Reichen und Hochmütigen von ihren Thronen stürzt.
Das Magnificat gilt als einer der bedeutendsten biblischen Texte und hat zu immer neuer Auseinandersetzung angeregt. Es nimmt die Reich-Gottes-Verkündigung Jesu und die „umwertende“ Bedeutung seines Kreuzes vor-weg. Das Magnificat ist nur im Evangelium des Lukas enthalten (Lk 1,46-55), der sich von den Evangelisten am meisten für die Ausgegrenzten interessiert, und propagiert gleich am Anfang des Evangeliums die Wichtigkeit dieses Anliegens. Moderne Deutungen unterstreichen gern die Stärke Marias und den „revolutionären“ Aspekt ihres Liedes. Ricardo Luna


Ein „Vater unser“ zu schreiben war der Wunsch, der an mich vom Cantus Novus Wien im Februar 2010 herangetragen wurde. Als Komponist für dieses Ensemble nochmals schreiben zu dürfen ist für mich eine besondere Freude!
Nun, damit begann ein Denk- und Fühlprozess, den ich nicht in solchen Ausmaßen erwartet hatte. Das Vater unser ist nicht nur der zentrale Text des Christentums, sondern prägt auch ganz persönlich mich, mein Gebetsleben und mein Denken, eben seit ich denken kann. Fassen Sie mal so was in Musik! Im Lauf der Monate trat immer deutlicher zutage, dass den Bedeu-tungsebenen des Textes nicht in einer einzigen Vertonung Genüge getan werden kann. So wurde aus einem Stück ein Zyklus von vier Stücken, die in den Monaten September bis November – zu spät für eine vollständige Ein-studierung bis zum heutigen Konzert – zu Noten gerannen. Sie hören heute die ersten beiden Sätze, um die sich der Cantus Novus mit bemerkenswertem Entdeckergeist bemüht hat – vielen Dank dafür!
Der erste Satz „Imago“ möchte den Bildern des Textes entsprechen, sie nachzeichnen: Die Größe des Vaters, die Sehnsucht nach dem Himmel – hier und jetzt, die pragmatische Bitte um das tägliche Brot – nicht mehr und nicht weniger, die plumpe Schwere des An-sich-selbst-Scheiterns – in einem vielleicht auch an Schütz orientierten Kleid. Im zweiten Satz „Pietas“ hoffent-lich eine Ahnung von Geborgenheit, später auch von der verführerischen Pracht des Bösen – alles in allem ein gefühlsbetontes Stück. Später, im dritten und vierten Satz stehen das Meditieren über dem Text, die Auseinandersetzung mit dem Willen Gottes und der Versuch einer Vision des Vater-unser-Betens in der Welt, die nach dem irdischen Leben kommt.
Ich freue mich, dass diese Teile im kommenden Mai durch den Cantus Novus Wien zur Uraufführung gelangen werden!
Dass man mit solch einem Text nicht zu Ende kommt, ist vielleicht eine Binsenweisheit, aber trotzdem eine Wahrheit. Ob ich die Wünsche vom Februar erfüllt habe – ich weiß es nicht. Trotzdem hoffe ich, dass die Stücke den Ausführenden und den ZuhörerInnen mehr sein können als bloße Unterhaltung. Markus Pfandler